Steuerrecht des Lebens

 

 

ADHS

Die Diagnose ADHS wird heute gern verwandt, damit es die Behandler und die Patienten einfach haben: ADHS ist ein genetisch festgelegtes Syndrom, das als Entschuldigung für auffälliges Verhalten steht. ADHS ist ein verschleiernder Begriff dafür, daß in der frühen Kindheit Chaos, mangelnde Zuwendung oder aber Verwöhnung und übermäßige Symbiose stattgefunden haben.

Kinder brauchen das richtige Maß an Liebe, Wärme und Struktur. Zuwenig oder zuviel davon bedeutet für das Kind Streß, den es u. a. Hyperaktivität verarbeiten kann. Wie ein Übermaß an Zuwendung, Verwöhnung oder Bindung auf Kinder einwirkt, habe ich in dem Kapitel des Buches "Angst - Urspung und Überwindung": Bindung durch Verwöhnung beschrieben.

Eine Mutter, die nach sechs Wochen ihr Kind Tageseltern überläßt, eine Mutter, die wechselnde Au-Pairs aus fremdsprachigen Ländern heranzieht, um sich den Kleinen zu entziehen, eine Mutter, die ihr Kind schon zwei Wochen nach dessen Geburt ohne Not zur Arbeit schleppt, die nach sechs Wochen abstillt, zeigt dem Kind, daß anderes für die Mutter wichtiger ist als das Kind. Der Säugling findet keine Ruhe in sich selbst, weil die Mutter unruhig und abwesend ist. Morgens um 5.30 Uhr ab ins Auto, hin zur Tagesmutter. Leiheltern ersetzen keine Mutter. ADHS entwickelt sich vornehmlich in Familien, die – modern ausgedrückt – bindungsschwach sind. Scheidungsfamilien, Alleinerziehende, schwache Väter oder Familien mit einem hohen Unruhegrad fördern das ADHS-Syndrom. Unruhe heißt, arbeiten gehen, dem Kind wechselnde Beziehungspersonen zumuten, seine Pflicht als Mutter vernachlässigen. Abgeschoben vors Fernsehen macht unruhig und passiv. Reize überfluten das junge Hirn. Das ADHS-Syndrom ist Lügenpflaster für unruhige, karrierebetonte Frauen, die später mit ihrem Kind von Arzt zu Arzt rennen, um etwas wieder gutzumachen. Anstatt auf ihr Inneres, ihr Herz, ihre Träume zu hören und ihnen zu folgen, spurten Frau und Mann der Karriere hinterher. Das Kind braucht Mutter und Vater. Der Mensch neigt dazu, die Ursache nicht bei sich zu sehen, sondern bei den anderen, hier in den Genen des Kindes.

ADHS entsteht auch durch frühe Traumata wie Trennung von der Mutter, sexuellem oder emotionalen Mißbrauch, durch Gewalt oder auf Grund anderer Bindungsmechanismen.
Ob die Symptomatik ADHS allerdings so benannt werden sollte und mit Medikamenten zu behandeln ist, ist mehr als fragwürdig. Es fehlt zumeist das väterliche, autoritäre, struktursetzende Prinzip in der Erziehung des Jungen oder Mädchen, die sich mit dem Vater in einer Familie positiv identifizieren möchten.


Autor: Dr. med. Holger Bertrand Flöttmann
Dieser Artikel ist in seiner ursprünglichen Fassung erschienen in Neurodate Aktuell 7 (2004), S. 16

Der Artikel ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Zurück zur Startseite